Eine Dekade – 10 Einblicke
KUNSTFAKTOR MOABIT
10 Jahre Kunstfaktor

Malerei · Zeichnung · Konzept
20. März – 27. April 2008 · Mi–So 16–20Uhr
Rathenower Str. 45 · 10559 Berlin-Moabit


Frühe und junge Kunstfaktoren [nach Ausstellungsjahr]




1997 
Gerard Dekker Groningen
 
In seinen bildnerischen Arbeiten geht es im allgemeinen um das an die Oberfläche bringen einer Erinnerung eines Gefühls aus einem rhythmischen Chaos von Bildfragmenten. Die Welt als unbegreifliche Wirklichkeit, die aus launenhaften Linien und Flächen aufgebaut ist, gezeichnete Fragmente, die entfernt an konkrete Bilder erinnern. Ein Versuch, den festen Blick auf diese Wirklichkeit zu entregeln und damit die Angst davor zu überwinden. In Schichten übereinander, einander bedeckend, gibt es außerdem einen Zeitbegriff wieder, in dem alles wieder verschwindet, wie sich Musiktöne nach ihrem Erklingen wieder in der Stille auflösen. Das meiste bleibt allerdings durch die Transparenz der Lagen übereinander sichtbar und gibt die Suggestion einer kontrollierten Handlung und Einsicht in den Schaffungsprozeß. Aber die Teile, die verschwinden, sind eigentlich die wichtigsten, sie stimulieren unser Verlangen nach Kenntnis der Geheimnisse des Ursprungs.
1998 
Jörg Hasheider Berlin

"Der Besitz eines vielschichtigen und gleichwohl begrenzten Bestandes oder Codes; die Fähigkeit die Fragmente in immer neue Fragmentierungen einzufügen; womit zwischen Produzieren und Produkt, instrumentellem und zu realisierendem Komplex zu unterscheiden gleichgültig wird." (Claude Levi-Strauss)

Die ausgestellte »Fabscape«-Reihe wurde angeregt, als ich bei der Lektüre eines Artikels über den Aufbau von Korallenriffen auf den Terminus »The Bremer Stadtmusikanten Principle« stieß. Dieser bezeichnet in der Biologie die Symbiose verschiedener Arten zu komplexeren und überlebensfähigeren Strukturen.

Diesen Vorgang wollte ich nicht nur abbilden, sondern auch direkt erlebbar machen, indem ich Ebenen konzipierte die, übereinandergeschichtet, komplexere Einheiten, sprich Bilder erzeugen. Die transparenten Ebenen nehmen Bezug auf chemische, alchemistische und biologische Prozesse. Die opake Grundebene zeigt eine Industrielandschaft. Die generierten Einzelbilder fügen sich in eine Struktur, bilden ein Pattern.
Die Arbeit liegt als zwanzigteiliger Auszug aus x möglichen Bildern vor.
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1998 
Gerard Janssen Berlin
 
Eine unartige Landschaft
Ich mache Zeichnungen. Obwohl ich nie Menschen zeichne, handelt meine Kunst doch von uns. Es dreht sich um das, was wir vermuten, was wir erfahren und was wir bemerken. Über Gegenständliches zeige ich unsere Eigenschaften. Ich gebe Objekten einen Charakter, um so unsere Gemütserregung auszudrücken. Wie zum Beispiel ein trauriges Haus,  ein grübelnder Baum, eine unartige Landschaft, ein abwartender Stuhl, ein fröhlicher Tisch…usw. Mit diesen Gegenständen beschreibe ich meine Interpretation unserer Welt.
1998 
Frank Benno Junghanns Berlin
 
FBJ, der seinen Lebensunterhalt als Grafiker bestreitet, leitet den Kunstfaktor seit 1998 mit wechselnden Mitstreitern, kuratiert und organisiert Ausstellungen, kümmert sich um Büro, Verteiler, Design und Website der Galerie.
An dieser Ausstellung ist er mehr als Kurator und in seiner Eigenschaft als Gründer und "Kunstwirt", der dem Kunstfaktor – sozusagen als "soziale Plastik" (Zitat Ter Hell) – eine Form gegeben hat, beteiligt. Symbolisch repräsentiert durch eine Fotografie im Leuchtkasten, welche schon im Hof der Joachimstraße in Mitte die Gäste begrüßt hat. Junghanns hat in der letzten Zeit mehr an Kunstprojekten und Wettbewerben im öffentlichen Raum gearbeitet, was in dieser Ausstellung nicht dokumentiert werden kann.
Eine kleine künstlerische Intervention besteht in der Installation einiger kleiner Stroboskope, welche, chaotisch blitzend, die Kunstwerke in den vorderen Ladenräumen nach Manier eines Gewehrfeuers beleuchten, dies allerdings nur nachts. Sozusagen „Kunst unter Beschuss“ oder aber auch Sinnbild für die vielen (Augen-) Blicke auf die Kunst, die es braucht, um diese als solche erfahren zu können.
1998 
Thomas Dzieran Berlin
1999 
Stefan Kreide Berlin
 
Going up stairs to my old haunt, there was Bartleby silently sitting upon the banister at the landing. „What are you doing here, Bartleby?“ said I. „Sitting upon the banister,“ he mildly replied. (Herman Melville, Bartleby)

Wie im Akt, im Agieren, im Tun die Potenz, nicht zu agieren, nicht zu tun bewahren?

Ist es möglich, ja und nein weder positiv noch negativ zu denken?
Und ist es, wenn ja, möglich, entsprechend zu arbeiten?

Ist es möglich, das Tun oder das vielmehr das Schaffen zu unterbrechen oder gar abzubrechen, ohne untätig zu sein?

Es scheint mir heute möglich, den Strich durchzustreichen indem ich ihn setze ohne ihn damit negieren zu müssen.
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1999 
Regula Zink Berlin
2005 
ARX Berlin
 
»Werte & Fakten« auf Chinesisch
Seit mehreren Jahren bearbeite ich das Motto »Werte & Fakten« an verschiedenen Orten, mit unterschiedlichen Medien: als Leuchtkästen am Postfuhramt, als Zettelkasten, als Projektion auf den Berliner Fernsehturm und als Schrift in diversen Sprachen auf bascaps. Die erste Variante in chinesische Schrift (siehe Bild) ist als antikisierendes Ladenschild gedacht und aus alten Dielenbrettern geschnitzt und vergoldet. Dank Kunstfaktor werden diese Schriftzeichen nun als Leuchtkästen über den Eingängen der beiden Läden in Moabit prangen: »Werte« links, »Fakten« rechts. Sie sollen irritieren (»Gibt es hier bald Wangtang-Suppe oder wat?«) und Blickfang für die Ausstellung von KUNSTFAKTOR sein. Ausserdem gilt der ursprüngliche Buchtitel aus dem Jahre 1936 von Herrn Köhler noch immer als Motto für Kunst und Kultur: »The place of values in a world of facts.«
2008 
Ter Hell Berlin
2008 
Eva Schlutius Berlin



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