Aus der Videoinstallation "Köpfe 1", 1999, 2 Monitore / Videorecorder [txt]


Curriculum Vitae

Jörg Finus
Schwedter Str. 9
10119 Berlin
fon 030-4485109
eMail:


1967 in Stuttgart geboren
1988-91 Studium der Kunstgeschichte / Philosophie an der FU Berlin
1995 Arbeitsstipendium an der Universidad de Barcelona
1998 Meisterschüler HdK-Berlin FB 1

Ausstellungen (Auswahl)
1998 „Zimmer frei“, Schloß Bleckede
1998 „Void“, gallery unfinished, New York
1999 „decoder“, Kunstverein Pforzheim
1999 „Le Genie de la Bostille“, Paris
2000 „inside / out“, Parkhausgalerie, Berlin




Zur künstlerischen Arbeit von Jörg Finus

Bei den Audio- und Videoarbeiten von Jörg Finus steht der Mensch und sein Befinden in einer von medialen Einflüssen geprägten urbanen Lebenswelt als Thema im Vordergrund.

Die audiovisuellen Installationen, in denen der menschliche Körper oder das menschliche Gesicht als Fragment direkt auftritt, als auch die Arbeiten in denen sprachliche oder andere indirekte Bezüge zum Menschen hergestellt werden, werden hier zu Metaphern innerer Zustände. Häufig zeichnen sich diese hier beschriebenen Zustände durch Vergeblichkeiten, absurde Wiederholungen und tragikomischen Bedingtheiten aus.

In der Arbeit „Spaß“ kippt der Versuch, möglichst lange in eine Kamera zu lächeln, zu einem kläglichen Grinsen, während eine Gruppe Clownfiguren ununterbrochen im Takt des Wortes „Spaß“ im Kreis tanzt. „Motoren“ zeigt die eigenartigen und tragikomischen Existenzkämpfe, in die sich ein bzw. zwei kleine Elektromotoren vor laufender Kamera im wahrsten Sinne des Wortes verstricken.

Auch in den Arbeiten „Köpfe“, bzw. „Körper“ werden die fragmentierten und neu zusammengesetzten Bilder des menschlichen Äußeren zu Reflexionen innerer Befindlichkeit, die von zeitlichen und räumlichen Bedingungen der medial geprägten, urbanen Lebenswelt des Künstlers beeinflußt sind.

In den Arbeiten von Jörg Finus wird jedoch das Medium selbst, seien es die Monitore oder die in anderen Arbeiten verwendeten Plattenspieler zu Gehäusen, in denen sich die zum Teil absurden, aggressiven und repitiven Sinnbilder und Zitatschnipsel eingenistet haben. Sie verharren dort allerdings nicht in Ruhe, sondem sind als „Eingefangene“ in ständiger Bewegung, kreisen um sich selbst oder sind gezwungen, sich permanenten Rhythmen und sprachlichen Wiederholungen zu unterwerfen.

Die sich ins Absurde und Bodenlose kehrenden Motive und neu zusammengesetzten Körperansichten eröffnen eine Innenperspektive auf eine spezifische urbane Seinsweise.

Gleichzeitig findet durch die meist frontale, objektivierende Kameraeinstellung eine Distanzierung von einer nur subiektiven Innenansicht statt, die den Zuschauer zu einem außenstehenden Zeugen dessen macht, was sich als scheinbar intimer Kosmos auf oder in den Geräten abspielt.



Videoinstallationen in der Ausstellung VENI VIDI VIDEO

Kaufen, 2000, Videoinstallation, 1 Tasche, 2 Körperteile ( Schaufensterpuppe), 1 TV, 1 Video
Im Inneren einer Einkaufstasche, die zusammen mit einem Arm und einer Hand einer Schaufensterpuppe an der Wand hängt, ist ein 30 minütiges Video zu sehen. Dieses Video zeigt einen Gang durch ein Kaufhaus, aufgenommen aus der Innenperspektive einer Einkaufstasche, so dass nur ein kleiner Ausschnitt durch die Öffnung der Tasche zu sehen ist. Die "weite" Welt der Waren bleibt so verborgen und erschließt sich aus diesem eingeschränkten Blickwinkel des Tascheninneren nur durch wenige optische, hauptsächlich aber durch akustische Reize.



Tiere, 2000, Videoinstallation 4 TV, Teppichboden, Neonröhren, Rollwagen
Auf 4 Monitoren sind Sequenzen aus dem "Dasein" batteriebetriebener Spielzeugtiere zu beobachten. Die 'niedlichen' Spielzeugtiere, ihrer äußeren Fellhülle beraubt, befinden sich fast unaufhörlich in immergleichen Bewegungen, wobei die TV Geräte gleichsam zu Käfigen werden. Die natürlichen Bewegungen nachempfundenen künstlich erzeugten Bewegungen verwandeln die einstmals drollig-süßen Tiere in fast tragische Figuren, die vergeblich gegen ihre eigene Bedingtheit anzukämpfen scheinen.



Weitere Arbeitsbeispiele

"Köpfe 1", 1999, 2 Monitore / Videorecorder
In "Köpfe 1" habe ich meine beiden Gesichtshälften getrennt voneinander gefilmt, um sie dann durch die Installation der beiden seitlich gestellten Monitore wieder zusammenzufügen. Dadurch entsteht das eigenartige Phänomen zweier eigenständig agierender Gesichtshälften, die sich z. T. beobachten oder in verschiedene RichtUngen blicken. In seiner Ruhe und Starrheit vermittelt sich in "Köpfe 1" eine Art stummer, schizophrener Monolog. Abbildung (ganz oben)


Motoren 1
, 1999, LCD-Projektor / Videorecorder
Die Projektion zeigt das "Leben" eines bzw. zweier Elektromotoren, die sich in tragische und komische Existenzkämpfe verstricken. Ein eigentlich alltäglicher Und banaler Gegenstand erfährt so in den filmischen Sequenzen eine Form der Dramatisierung, die auf menschliche Grunderfahrungen verweist.